13. Digitalisierte Sterbebegleitung – Chance oder Mangelkompensation? | Ulrike Kempchen & Dr. David Kröll
Sterben ist eines der großen Tabuthemen unserer Gesellschaft und mit vielen Ängsten besetzt. Die Chancen der Digitalisierung sind aktuell nur bedingt geeignet, diesen Ängsten zu begegnen, denn oftmals verstärken Digitalisierungsprozesse das Gegenteil von dem, was sich die Menschen wünschen:
- Zeit und Ruhe vs. digital gestützte Zeitoptimierung der Fachkräfte
- direkte menschliche Nähe vs. digitale Überbrückung von Entfernungen oder Kommunikation one-to-many
- Bestmögliche palliative Versorgung vs. digital unterstützte Kostenoptimierung
Die Ängste vor den Auswirkungen der Digitalisierung und vor einem einsamen Sterben gehen dabei in bemerkenswerter Weise zusammen. Angesichts des Umstands, dass aktuell die gesetzlichen Regelungen in medizinischer und palliativer Versorgung Pflegebedürftiger aus Geld- und Ressourcengründen nicht umgesetzt werden, kann Digitalisierung als reine Rationalisierungsmaßnahme schwerlich der Heilsbringer sein. Doch was wäre nötig, damit die Möglichkeiten digitaler Fortschritte genutzt würden, das Sterben menschlicher zu machen? Dieser Frage geht das Kapitel aus der Perspektive pflegebetroffener Menschen nach.