00. Vorwort | Reimer Gronemeyer
Vorwort kommt
Wie werden wir in Zukunft sterben?
Sobald das Buch im Herbst 2023 im Handel erhältlich ist, werden die entwickelten Inhalte in Konferenzen in virtuellen und Präsenzveranstaltungen präsentiert.
Ziel des Kapitels ist es die bereits heute identifizierten Veränderungen der irdischen Lebens- und Existenzbeding- ungen im Jahr 2045 in deren Auswirkungen auf das individuelle als auch das Sterben der Menschen im zivilisatorischen Kontext zu beschreiben. Hierzu wird über die Auswirkungen der Klimakrise hinausgegangen und versucht werden insbesondere die individuellen und sozialen Auswirkungen auf die unterschiedlichen Sterbeorte zu erfassen.
Trauer ist mit Erinnerung an die verstorbene Person verbunden. Jenseits der bloßen Erinnerung mithilfe des je eigenen Gedächtnisses gibt es sehr unterschiedliche Weisen der technischen Unterstützung der Erinnerung. In Anschluss an schon lang geführte philosophische Debatten u.a. aus der Technik- und Medienphilosophie und -ethik soll untersucht werden, wie Erinnerungstechnologien den Prozess der Erinnerung beeinflussen.
Die digitalisierte Welt hält in Zukunft zunehmend Einzug auch in die sozialen Kontexte existenziellster Lebenssituationen von Sterben und Trauer. Damit verbunden sind wesentliche Bewusstseins- und Gerechtigkeitsfragen: Mögliche Segregation oder sich verändernde Menschenbilder. Diese Herausforderungen beleuchten wir interdisziplinär.
Ziel des Kapitels ist es, die veränderten Dimensionen und Perspektiven, die sich aus den vielfältigen Digitalisierungsprozessen ergeben im Hinblick auf Sterben, Tod und Trauer unter Berücksichtigung diverser kultureller Perspektiven, zu erörtern.
Wieso wurde dem Tod im Jahr 1992 ein ganzes Museum gewidmet? Was wird im Museum für Sepulkralkultur gezeigt – und was nicht? Was kann ein Museum mit dem Thema der Endlichkeit des Lebens seinen Besucher*innen vermitteln?
Von einer „Sterbegesellschaft“ ist auffälligerweise selten die Rede. Tagesaktuelle Ereignisse, die die Gesellschaft grundlegend erschüttern (wie der Covid-19 oder der russische Überfall auf die Ukraine), vermitteln aber den Eindruck, als werde momentan ‚intensiver‘ gestorben – d.h. häufiger, irritierender, unter ungewohnten Bedingungen, mit mehr Aufmerksamkeit als sonst. Die institutionalisierten Formen des Sterbens scheinen gleichwohl ein geordnetes, geradezu ‚rationales‘ Sterben zu ermöglichen. Vor allem im Internet werden indes Formen der Aneignung von Sterbediskursen sichtbar, die eine andere Geschichten erzählen. Zu untersuchen ist folglich, welches Verhältnis zwischen individuellem Sterben und gesellschaftlicher Relevanz gegenwärtig vorherrscht und welche künftigen Entwicklungen sich aktuell abzeichnen.
Wir befinden uns längst weltweit auf der schiefen Ebene. Allenthalben wird gefordert, dass Menschen bei Leiden aber auch bei Lebensmüdigkeit doch unterstützt aus dem Leben scheiden darf. Bislang waren Ärzt*innen dafür da, Heilung zu fördern und Leiden zu lindern. Doch in allen Ländern, die hier Regelungen im Sinne des Right-to-Die- Movements schaffen, werden Ärzt*innen in die vorderste Front für diese „Hilfe” gestellt. Zwangsläufig wird sich die ärztliche Rolle hierbei verändern.
Sterben ist eines der großen Tabuthemen unserer Gesellschaft und mit vielen Ängsten besetzt. Die Chancen der Digitalisierung sind aktuell nur bedingt geeignet, diesen Ängsten zu begegnen, denn oftmals verstärken Digitalisierungsprozesse das Gegenteil von dem, was sich die Menschen wünschen.
Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich die Hospizbewegung unter den gesellschaftlichen Veränderungen in den nächsten 25 Jahren entwickeln wird.
Im Kapitel sollen die möglichen Entwicklungsschritte und Perspektiven der Palliative Care der kommenden Jahre skizziert sowie die dazu nötigen Rahmenbedingungen auf unterschiedlichen Ebenen aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird gezeigt, welche Aufgaben auf die Palliative Care übergeordnet und individuell personenbezogen zukommen und welche interprofessionellen Auswirkungen diese haben können.
Sterben gehört zum Krankenhausalltag dazu – eine gute Sterbekultur bisher allerdings längst nicht in allen Kliniken. Das ist sicher ökonomischen Zwängen geschuldet, aber auch der Personalknappheit oder einem eher kurzsichtigen Management. Der Beitrag befasst sich mit künftigen Vergütungsmodellen und künftigen Definitionen von Versorgungsqualität im Krankenhaus. Gemeinsam mit Experten soll eine Vision für eine andere Verteilung ökonomischer Ressourcen entwickelt werden, aber auch für ein erweitertes Selbstverständnis der Krankenhäuser von Versorgung und somit für eine bessere stationäre Sterbekultur in 20 Jahren.
Ziel des Kapitels ist es, ausgehend von einem Rückblick in die Entwicklung der ambulanten Palliativversorgung in Deutschland und einer Bestandsaufnahme des status quo, einen Blick in die Zukunft der ambulanten Versorgung palliativer Patienten unter dem Aspekt der Digitalisierung zu wagen. Pros und Kontras, Unsicherheiten und Erreichtes werden besprochen.
Der Sterbeprozess als Teil der palliativmedizinischen Betreuung von Patienten und deren Angehörigen ist definitionsgemäß nicht heilbar und progredient verlaufend. Die Lebenserwartung ist regelhaft auf ein Minimum reduziert. Notfallsituationen können auch in dieser letzten Phase des Lebens auftreten und zu starken Belastungen, v.a. der Angehörigen des… Weiterlesen
Intensivstationen sind bereits heute hochdigitalisiert. Wir wollen beleuchten, wie Leiden, Sterben und Trauer dadurch beeinflusst wurden, und wie die Mitarbeitenden das empfinden. Dabei sind auch Aspekte der Therapielimitierung und die dazugehörenden Entscheide wichtig. Es soll aufgezeigt werden, wie die Entwicklung in den nächsten Jahren sein könnte, und wie die Digitalisierung positiv und zum Nutzen der Patientinnen und derer Angehörige genutzt werden könnte.
Die digitale Welt penetriert und erweitert unseren Lebensraum schon mehrere Jahre. In den kommenden Jahrzehnten wird sich die Superposition der Welt etablieren. Praktisch bedeutet das, dass die digitale Welt von der physikalischen untrennbar wird.
Welche Konsequenzen hat solche weltenübergreifende Digitalisierung auf lebenden und sterbenden Menschen in schon ziemlich nahem 2045? Welche Rolle spielen die Konzepte von Web 3.0 und Metaverse? Ist der Alarmismus um künstliche Intelligenz berechtigt? Alle diese Themen werden in dem Kapitel untersucht.
Wenn wir nicht nur ein beliebiges Kaleidoskop als möglichen Blick in unsere zeitlich begrenzte Zukunft entwickeln wollen, dann sollten wir die thematischen Kerne bestimmen, die unserem Ausblick in die (digitale) Zukunft Struktur und Rahmen geben können.
Die Geschichte der gesellschaftlichen Modernisierung wird in den Sozialwissenschaften erzählt entlang von vier thematischen Kernen: Säkularisierung/Rationalisierung (und technische Entwicklung), soziale Differenzierung/Individualisierung und soziale Herrschaft/Politik.