15. Sterben in der postheroischen Gesellschaft | Thorsten Benkel
Von einer „Sterbegesellschaft“ ist auffälligerweise selten die Rede. Tagesaktuelle Ereignisse, die die Gesellschaft grundlegend erschüttern (wie der Covid-19 oder der russische Überfall auf die Ukraine), vermitteln aber den Eindruck, als werde momentan ‚intensiver‘ gestorben – d.h. häufiger, irritierender, unter ungewohnten Bedingungen, mit mehr Aufmerksamkeit als sonst. Die institutionalisierten Formen des Sterbens scheinen gleichwohl ein geordnetes, geradezu ‚rationales‘ Sterben zu ermöglichen. Vor allem im Internet werden indes Formen der Aneignung von Sterbediskursen sichtbar, die eine andere Geschichten erzählen. Zu untersuchen ist folglich, welches Verhältnis zwischen individuellem Sterben und gesellschaftlicher Relevanz gegenwärtig vorherrscht und welche künftigen Entwicklungen sich aktuell abzeichnen.