16. Wandel im Angesicht der Unveränderlichkeit: Das Museum für Sepulkralkultur in der Vermittlungsrolle zwischen Individuum und Gesellschaft | Dirk Pörschmann & Tatjana Ahle & Johanna Klug
Wieso wurde dem Tod im Jahr 1992 ein ganzes Museum gewidmet? Was wird im Museum für Sepulkralkultur gezeigt – und was nicht? Was kann ein Museum mit dem Thema der Endlichkeit des Lebens seinen Besucher*innen vermitteln?
In Kassel steht dieses besondere Museum mit dem „außergewöhnlichen“ Thema. In den letzten dreißig Jahren wurden hier rund 120 Sonderausstellungen zu allen möglichen Themen rund um das Sterben präsentiert. In noch viel mehr Veranstaltungen wurde informiert, diskutiert und unterhalten. Die Bereiche Sterben als letzte Lebensphase, der Tod als Zustand, um den sich (nicht nur) medizinische, soziale und religiöse Fragen drehen, Formen der Bestattung und ihre Rituale, Trauer und Gedenken wurden vielfältig vermittelt – häufig auch mit dem notwendigen Humor.
In einem Museum wird gewöhnlich nicht gestorben. Aber vieles andere rund um den Tod können wir dort gemeinsam erfahren. An diesem Ort der künstlerischen und medialen Vermittlung der Endlichkeit des Lebens, können sich die Besucher*innen ihrer Endlichkeit stellen und daraus Konsequenzen für ihr Leben ziehen. Ein spannender Effekt eines solchen Museums für Sepulkralkultur liegt in der Omnipräsenz des Todes in allen Exponaten, die – grundverschieden und aus allen Lebensbereichen stammend – bei den Besucher*innen die Lebensgeister weckt und zugleich ein Endlichkeitsbewusstsein erzeugt.
Kultur ist stets im Wandel, und die Diskurse verändern sich mit den Generationen. Das Museum für Sepulkralkultur hat sich auf den Weg gemacht, seine große Dauerausstellung zu aktualisieren. Was fehlt und vor allem: welche Themen, Informationen und Exponate sich unsere zukünftigen Besucher*innen wünschen. Hierüber wollen drei Expert*innen ihre Gedanken in einen gemeinsamen Text gießen, wobei sich der interne mit dem externen Blick auf das Museum verbinden soll.